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Es war leicht verdientes Geld. Viel Geld, jedenfalls für seine Verhältnisse. Marco Basnik drückte
sich dicht an die Mauer. Stallmannstrasse 45, hatte der Mann gesagt. Es würde ganz leicht gehen,
er hatte schon mehr als eine Tür aufgebrochen, darin hatte er Übung. Das Geld, sein Lohn sozusagen,
würde in der blauen Vase im Wohnzimmer versteckt sein. Die Anzahlung, die der Mann ihm gegeben hatte,
war schon längst aufgebraucht. Aber jetzt war mehr drin, 5000 Euro, das war eine Menge Geld. Er sollte
dafür töten. Es sollte die Frau töten, die im ersten Stock in der Stallmannstrasse 45 wohnte und dafür
sollte er die 5000 Euro in der blauen Vase erhalten. Mord war eigentlich nicht seine Sache, aber es
wurde gut bezahlt und er brauchte das Geld dringend, denn die Leute, bei denen er Schulden hatte,
wurden langsam ungeduldig. Er hatte sich auf dem Schrottplatz ein Bleirohr besorgt. Zwei oder drei harte
Schläge auf den Kopf, das müsste reichen. Ihn schauderte ein wenig, als er daran dachte, aber es musste
sein, sonst würde er selbst die Bekanntschaft mit einem Bleirohr machen. Was soll's, dachte er, das
Leben ist hart. Er schaute auf die Uhr. Bald würde es dunkel genug sein. Um halb zehn ging sie
immer schlafen, hatte der Mann gesagt, und jetzt war es viertel nach neun. Das Licht brannte noch, aber
es würde nicht mehr lange dauern. Marco zog seinen fleckigen Parka fester, obwohl es nicht kalt war.
Noch eine oder zwei Zigaretten lang, dann war es soweit, dann würde er sie umbringen. Er spürte das
Rohr in der Tasche. Bald war er um 5000 Euro reicher. Eigentlich gar kein so schlechter Job.
Es waren herrliche Tage gewesen. Peter Kaltenborn war ausgesprochen guter Laune, als er mit Beate
aus dem Flugzeug stieg. Vier lange und aufregende Tage in der Sonne mit einer jungen Geliebten und
mit einer glänzenden Vision von der Zukunft, einer Zukunft ohne eine Frau, die den Daumen auf dem Geld hat
und vor allem auf seiner Freiheit. Er fühlte sich wie ein völlig neuer Mensch.
Er war keineswegs überrascht, als er sah, dass mehrere Polizeibeamte auf ihn warteten. Schließlich
musste man ihm doch die Nachricht vom plötzlichen Ableben seiner Frau überbringen. Er wunderte sich
nur, dass es so viele waren, zwei in Zivil und vier in Uniform. Einer oder zwei hätten es auch getan,
dachte er.
"Herr Kaltenborn?", fragte ein Beamter in Zivil.
"Ja, das bin ich. Was kann ich für Sie tun?"
"Das können Sie allerdings, Herr Kaltenborn. Sie können uns aufs Präsidium begleiten, wenn möglich
ohne Aufsehen", antwortete der Zivilbeamte, "Mein Name ist übrigens Kommissar Paulmann. Ich verhafte
Sie wegen des versuchten Mordes an Ihrer Frau."
"Was? Was reden Sie denn da. Ich komme gerade aus dem Urlaub, das sehen Sie doch. Wie soll ich denn
versucht haben, meine Frau umzubringen?"
Peter Kaltenborn wurde nervös. Es lief ganz und gar nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte.
"Sie selbst haben es natürlich nicht getan, aber Sie hatten einen Handlanger beauftragt, einen gewissen
Marco Basnik. Wir haben sein Geständnis."
"Sein Geständnis?"
"Ja. Herr Basnik brach gegen viertel vor zehn in ihre Wohnung ein, wie vereinbart. Aber Ihre Frau war
nicht allein. Sie sind nämlich nicht der einzige, der seinen Partner betrügt", sagte der Kommissar
mit einem Seitenblick auf Beate Senger, "Der Liebhaber Ihrer Frau war auch in der Wohnung, ein
Amateurboxer, übrigens. Halbschwergewicht. Herr Basnik hatte nichts zu lachen. Er war froh, als wir
endlich auftauchten."
Der Kommissar machte eine einladende Bewegung in Richtung Ausgang und sagte freundlich: "Können wir
jetzt gehen?"
(c) Bernd Walf