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"Also los, Hellmer. Wenn Sie jemand wegen dem Behälter fragt, sagen Sie einfach, sie suchten eine
Brosche, die einem Gast abhanden gekommen sei und sich vermutlich in der Schmutzwäsche befinde."
"Ja, das mache ich. Hört sich plausibel an."
Der Direktor öffnete die Tür und spähte hinaus. Der Gang war leer. Um diese Zeit war im Hotel nicht
viel los, die Gäste waren in der Stadt unterwegs oder auf Tagungen. Er winkte den Detektiv hinaus.
"Viel Glück, Hellmer."
"Danke, Herr Direktor, wird schon schief gehen", grinste der Detektiv und zwinkerte Direktor Schmelzer
zu. Dieser Hellmer könnte zu einem Problem werden, dachte Schmelzer, wenn er sich solche
Vertraulichkeiten heraus nimmt. Er würde sich darum kümmern müssen. Aber zunächst musste er den
Gast aus 212 elektronisch verschwinden lassen und sich um den Koffer im Safe kümmern. Er atmete
auf. Es klappte besser, als er gedacht hatte. Detektiv Hellmer verschwand mit dem Behälter im
Aufzug und winkte ihm noch einmal zu. Ja, darum würde er sich auch kümmern müssen
.
Es war eine schöne Trauerfeier. Das Wetter war gut und der Pfarrer fand die passenden Worte, um ein so
wichtiges Mitglied des Kirchenspiels zu verabschieden.. Die Gäste, die dem kürzlich verstorbenen
Herrn Warner das letzte Geleit gaben, schritten gemessen hinter dem Sarg her, hielten die Köpfe
gesenkt und hier und da benetzten Tränen eine trauernde Wange. Der Sarg wurde in die Grube gesenkt
und es roch nach frischer Erde. Doch plötzlich wurde der letzte Abschied empfindlich gestört.
Ein penetrantes Klingeln war zu hören, etwas dumpf, aber doch sehr störend. Die Gäste griffen in
ihre Taschen und kontrollierten ihre Handys, aber sie waren alle abgeschaltet, wie es der
Anlass erforderte. Ein Enkel des Toten, der am Rand des Grabes stand und gerade eine Handvoll
Erde in die Grube werfen wollte, rief: "Das kommt aus dem Sarg!"
Direktor Schmelzer saß in seinem Ledersessel und grinste. Seine Hand streichelte ein kleines braunes
Köfferchen. Es war alles glatt gegangen. Man würde nie eine Verbindung zu seinem Hotel herstellen
können. Es war einfach jemand verschwunden, wie es so oft passiert. Das Zimmer 212 wurde jetzt
von einem älteren Handelsvertreter bewohnt, der nach dem Frühstück auf seine Tour ging und erst
am späten Abend zurück kam. Alles war wir immer, alles ging seinen gewohnten Gang. Warum musste
der Gast aus 212, der das Zimmer vor dem Handelsvertreter für einige Stunden bewohnt hatte, ihm
auch erzählen, dass er in seinem kleinen braunen Köfferchen eine halbe Million Euro in Bar hatte,
wahrscheinlich für irgendeine geschäftliche Transaktion. Dem Direktor war es egal, wofür das Geld
bestimmt war, er hatte es dingend gebraucht, so dringend, dass er sich ein Messer aus der Küche
besorgt hatte. Alles lief nach Plan, der Detektiv hatte die Schmutzarbeit der Entsorgung übernommen
und das hatte er gut gemacht. Er war ein guter Detektiv gewesen, dieser Hellmer. Wirklich schade,
dass er sich vom Dach des Hotels in die Tiefe gestürzt hatte. Wer kann schon hinter die Stirn
eines Menschen sehen, dachte der Direktor und grinste wieder. Er streichelte gerade das Köfferchen
noch einmal liebevoll mit seiner Hand, als es laut und bestimmend an seine Tür klopfte.
(c) Bernd Walf