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Kurzkrimi: Der Gast aus Zimmer 212 (3)

"Also los, Hellmer. Wenn Sie jemand wegen dem Behälter fragt, sagen Sie einfach, sie suchten eine Brosche, die einem Gast abhanden gekommen sei und sich vermutlich in der Schmutzwäsche befinde."
"Ja, das mache ich. Hört sich plausibel an."
Der Direktor öffnete die Tür und spähte hinaus. Der Gang war leer. Um diese Zeit war im Hotel nicht viel los, die Gäste waren in der Stadt unterwegs oder auf Tagungen. Er winkte den Detektiv hinaus.
"Viel Glück, Hellmer."
"Danke, Herr Direktor, wird schon schief gehen", grinste der Detektiv und zwinkerte Direktor Schmelzer zu. Dieser Hellmer könnte zu einem Problem werden, dachte Schmelzer, wenn er sich solche Vertraulichkeiten heraus nimmt. Er würde sich darum kümmern müssen. Aber zunächst musste er den Gast aus 212 elektronisch verschwinden lassen und sich um den Koffer im Safe kümmern. Er atmete auf. Es klappte besser, als er gedacht hatte. Detektiv Hellmer verschwand mit dem Behälter im Aufzug und winkte ihm noch einmal zu. Ja, darum würde er sich auch kümmern müssen
.
Es war eine schöne Trauerfeier. Das Wetter war gut und der Pfarrer fand die passenden Worte, um ein so wichtiges Mitglied des Kirchenspiels zu verabschieden.. Die Gäste, die dem kürzlich verstorbenen Herrn Warner das letzte Geleit gaben, schritten gemessen hinter dem Sarg her, hielten die Köpfe gesenkt und hier und da benetzten Tränen eine trauernde Wange. Der Sarg wurde in die Grube gesenkt und es roch nach frischer Erde. Doch plötzlich wurde der letzte Abschied empfindlich gestört. Ein penetrantes Klingeln war zu hören, etwas dumpf, aber doch sehr störend. Die Gäste griffen in ihre Taschen und kontrollierten ihre Handys, aber sie waren alle abgeschaltet, wie es der Anlass erforderte. Ein Enkel des Toten, der am Rand des Grabes stand und gerade eine Handvoll Erde in die Grube werfen wollte, rief: "Das kommt aus dem Sarg!"

Direktor Schmelzer saß in seinem Ledersessel und grinste. Seine Hand streichelte ein kleines braunes Köfferchen. Es war alles glatt gegangen. Man würde nie eine Verbindung zu seinem Hotel herstellen können. Es war einfach jemand verschwunden, wie es so oft passiert. Das Zimmer 212 wurde jetzt von einem älteren Handelsvertreter bewohnt, der nach dem Frühstück auf seine Tour ging und erst am späten Abend zurück kam. Alles war wir immer, alles ging seinen gewohnten Gang. Warum musste der Gast aus 212, der das Zimmer vor dem Handelsvertreter für einige Stunden bewohnt hatte, ihm auch erzählen, dass er in seinem kleinen braunen Köfferchen eine halbe Million Euro in Bar hatte, wahrscheinlich für irgendeine geschäftliche Transaktion. Dem Direktor war es egal, wofür das Geld bestimmt war, er hatte es dingend gebraucht, so dringend, dass er sich ein Messer aus der Küche besorgt hatte. Alles lief nach Plan, der Detektiv hatte die Schmutzarbeit der Entsorgung übernommen und das hatte er gut gemacht. Er war ein guter Detektiv gewesen, dieser Hellmer. Wirklich schade, dass er sich vom Dach des Hotels in die Tiefe gestürzt hatte. Wer kann schon hinter die Stirn eines Menschen sehen, dachte der Direktor und grinste wieder. Er streichelte gerade das Köfferchen noch einmal liebevoll mit seiner Hand, als es laut und bestimmend an seine Tür klopfte.

(c) Bernd Walf

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