Diese Seite verwendet Cookies. Mit der weiteren Nutzung dieser Seiten stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.     >OK<     >Info<

Für Kinder Übersicht / Home Impressum
Sketche Kurze Krimis Geschichten Satire/Glosse
Guru Mütz Galerie Cartoons "Alte Meister" Weihnachten

Doktor Kasper (2)

Wie Dr. Kasper sein erstes Geld verdiente

Eines Tages nun geschah etwas, das die Wende in seinem bisher freien und unsteten Leben einleitete. Dr. Kasper war gerade auf dem Weg zu einer Wirtschaft, deren Inhaber er besonders gerne unterstützte, als ihm eine alte Kräuterfrau begegnete, die am Wegrand rote Kletzblumen pflückte. Kletzblumen gibt es heute fast überhaupt nicht mehr, aber früher waren sie recht häufig. Sie wurden allenthalben sogar für Unkraut gehalten. Aber sie alle gingen im Lauf der Jahre durch Raubbau zugrunde. Wie wir alle wissen, hat Ferdinand Raubbau, der Erfinder der "Lotenkuddel" (eine Art Hochdruck-Giftspritze auf Tangentenbasis) mehrere früher für Unkraut gehaltene Pflanzenarten auf dem Gewissen. Schade drum. Aber nun zurück zu Dr. Kasper. Durch seine psychologisch fundierte Fragetechnik (er war schon damals seiner Zeit um zwölfeinhalb Minuten voraus) kam Dr. Kasper schnell hinter das Geheimnis der Kräuterfrau. Sie schüttete die gepflückten roten Blütenköpfe zu Hause in ein Fass Regenwasser, ließ es ein bis zwei Tage stehen, seihte kurz durch und füllte das "Blütenwasser" in kleine Fläschchen. Diese Fläschchen nun verkaufte sie auf den umliegenden Jahrmärkten um einen Taler. Die Medizin sollte gegen die verschiedensten Gebrechen zur Anwendung kommen, sogar gegen Frumpitis, Nakritose und Langfuß. Auch der Landesfürst wende es an. Auf Dr. Kaspers betont aufgeräumte Frage, ob es denn auch wirke, lächelte die Frau fein und deutete auf ihre wohlgefüllte Geldkatze, die sich wohlig um ihren etwas fülligen Leib ringelte.

Die Frau murmelte noch einen Abschiedsgruß und hob sich langsam von hinnen. Dr. Kasper stand noch lange auf dem kleinen Feldweg, rieb sein energisches Kinn und sann vor sich hin. Gelegentlich schüttelte er seinen Kopf, dass die Glöckchen an seiner Mütze nur so klangen. Erst spät am Abend setzte er seinen Weg fort. Die kleine Wirtschaft lag ruhig da, als wolle sie sagen: "Ich bin nur eine kleine Wirtschaft und liege ruhig da". An jenem denkwürdigen Abend dichtete Dr. Kasper am Tresen jene unsterblichen Verse, die sein Leben von nun an bis auf Weiteres bestimmen sollten:

"Patienten schlucken mit Vergnügen
jeden Unsinn, den sie kriegen.
Doch am meisten lob ich mir:
Sie zahlen auch noch was dafür."

Dieser Humor ist typisch für Dr. Kaspers fröhliche Lebensart. Wie der geneigte Leser unschwer erkennen kann, sparte er nicht nur Wirkstoff, sondern auch Versfüße. "In der Kürze liegt der wahre Jakob", wie er immer sagte.

Zurück Zurück Weiter Weiter