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Kurzkrimi: Sechzehn-Minuten (2)

"Wir sollten wieder zur Arbeit". Dellinger schaute suchend zur Kellnerin.
"Aber wir arbeiten doch. Denken ist auch Arbeit. Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass der verschwundene Mopedfahrer gerade wieder aufgetaucht ist?"
Sie sahen zu der Gruppe junger Männer. Der Mopedfahrer war tatsächlich wieder da. Er sah ziemlich blass aus. Links und rechts baumelte je eine Plastiktüte vom Lenker. Er griff in eine hinein und zog eine braune Flasche heraus. Die Jugendlichen johlten und der Anführer schlug dem jungen Mann auf die Schulter. Die Übrigen griffen in die Tüten und beförderten eine Flasche nach der anderen ans Tageslicht, jede einzelne wurde von ihrem Gejohle begleitet.
Der Zurückgekehrte langte jetzt in die Tasche seiner Lederjacke und zog ein kleines Bündel Banknoten hervor, die er dem Anführer überreichte. Der schlug ihm wieder auf die Schulter. Die ganze Gruppe zog sich daraufhin in die hinterste Ecke des Parkplatzes zurück. Die erste Flasche wurde geöffnet.
"Nun, Dellinger, was halten Sie davon"
"Der Anführer gab ihm wohl den Auftrag, etwas zu trinken zu besorgen, das ist alles."
"Ja, könnte sein. Aber das Geld?"
"Der Anführer hat es ihm vielleicht gegeben."
"Nein, das hat er nicht. Ich hätte es bemerkt."
"Dann hat er es von zu Hause geholt und ging dann einkaufen."
Brammer nickte.
"Schon möglich, aber ich glaube, dazu war zu wenig Zeit. Ich habe auf die Uhr gesehen, er war genau 16 Minuten fort. Zuwenig, um von hier aus zu Punkt A zu fahren, dort Geld zu holen, dann zu Punkt B zu gelangen, dort einzukaufen und dann auch noch hierher zurückzukommen. So schnell ist ein Mofa nicht. Außerdem erklärt das nicht, warum er dem Anführer Geld gegeben hat."
Brammer schaute nachdenklich auf seine Fingernägel.

"Was ist denn Ihrer Meinung nach passiert?" Dellinger heuchelte Interesse.
"Das weiß ich leider auch nicht. Ohne zusätzliche Information gibt es nur Möglichkeiten, aber ..."
Brammers Gedanken wurden durch das Klingeln seines Handys unterbrochen. Er setzte wieder sein missmutiges Gesicht auf.
"Brammer" bellte er. "Aha,.....wo? Nordanlage.....aha....in Ordnung, wir kümmern uns drum." Er drückte auf den Knopf, um das Gespräch zu beenden. Sein grantiges Gesicht hatte während des Gespräches eine wundersame Wandlung durchgemacht. Er sah aus, als wolle er gleich in schallendes Gelächter ausbrechen. Seine Augen leuchteten triumphierend. Dellinger war neugierig.
"Was gibt es? Arbeit?"
"Das kann man wohl sagen. Wir haben die zusätzliche Information."
"Was? Welche Information." Dellinger machte ein ausgesprochen dummes Gesicht.
"Die Information, die wir brauchen, um unserer Beobachtung eine Bedeutung zukommen zu lassen. Im der Nordanlage ist ein Kiosk überfallen worden. Es ist gar nicht weit von hier, mit einem Mofa vielleicht sechs oder sieben Minuten."
"Sie glauben doch nicht etwa....."
"Sind hin und zurück also zwölf bis 14 Minuten, ein paar Minuten, zwei bis vier, für den eigentlichen Überfall, das macht zusammen sechzehn Minuten, genau die Zeit, die unser junger Freund abwesend war. Es wurden mehrere Flaschen hochprozentiger Alkoholika erbeutet, sowie etwa 300 Euro in Banknoten. Der Täter, ein junger Mann, entkam auf einem Mofa."
Dellinger gab ein Geräusch von sich, das entfernt an ein Gurgeln erinnerte. Brammer stand auf.
"Machen Sie den Mund wieder zu und kommen Sie. Es gibt Arbeit für uns."

(c) Bernd Walf

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