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Endlich war ich frei! An diesem Donnerstag fuhr ich ein letztes Mal in den Feierabend. In den endgültigen Feierabend.
Keine Meetings mehr, kein Zeitdruck, keine Rüffel vom Chef, kein unaufgeräumter Schreibtisch und keine Staus auf der
Autobahn. Nur Frieden und Freiheit. Es war das Übliche mit meinem Job: rückläufige Aufträge, also mussten die Kosten
reduziert werden und das macht man am Besten, indem man einzelne Mitarbeiter dem allgemeinen Arbeitsmarkt wieder zur
Verfügung stellt.
Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich habe immer gut verdient und einiges davon auf die Seite gelegt, außerdem hat
meine Frau einen ziemlich hoch bezahlten Job und unsere Eigentumswohnung ist so gut wie abbezahlt. Ich wollte zunächst
meine Freiheit genießen und dann nach einer Weile, vielleicht in einem Jahr, als freiberuflicher Berater arbeiten.
Hier und da einen Auftrag annehmen, eine dicke Rechnung stellen und nach getaner Arbeit einige Wochen Auszeit nehmen.
Ich sah beschwingt in eine glückliche, zufriedene Zukunft.
Ich bedauerte zwar meine Frau ein wenig, die nach wie vor zur Arbeit gehen musste, aber schließlich tat sie das gern,
glaube ich wenigstens. Ich beschloss, ihr einen Strauß Blumen zu schenken und sie heute abend groß zum Essen auszuführen.
Ich wollte sie an meinem Glück teilhaben lassen.
Kaum zu Hause angekommen, stellte ich die Blumen in einer Vase auf den Tisch. Sie sahen sehr dekorativ aus. Ich wartete.
Da hörte ich sie auch schon an der Tür rumoren. Ich stellte mich malerisch neben die Blumenvase. Sie steckte den Kopf durch die Tür.
"Oh, du bist auch schon da? Wie war dein letzter Tag?"
Weg war sie wieder. Ich war ein wenig enttäuscht. Sie hing den Mantel an die Garderobe und machte sich schließlich in
der Küche zu schaffen.
"Jetzt komm doch mal her!" Ich war ein ganz kleines bißchen ungehalten. Sie kam. Ich deutete mit einer lässigen
Handbewegung auf die Blumen.
"Gefallen sie dir?" Natürlich wartete ich auf entsprechenden Beifall.
"Kann ich noch nicht sagen," meinte sie, "sie sind ja noch im Papier eingewickelt." Ich war bestürzt, das hatte
ich in der Aufregung und in meinem Glück völlig vergessen. Während ich noch dabei war, ein erschüttertes Gesicht z
u machen, nahm sie die Blumen und wickelte das Papier ab.
"Nelken, wie apart." Irgendwie vermisste ich eine gewisse Begeisterung bei ihr.
"Rosen waren keine mehr da, ich wollte eigentlich rote Rosen kaufen."
"Na ja, der gute Gedanke zählt schließlich auch."
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich vermisste ganz entschieden eine gewisse Begeisterung. Vielleicht war sie
ein wenig neidisch auf meine neue Freiheit. Ja, das wird es wohl sein. Ich wurde etwas wohlwollender.
"Was hältst du davon, wenn wir heute abend zum Italiener gehen? Wir waren doch schon so lange nicht mehr aus. Ein
leckeres Essen und ein guter Rotwein. Schließlich haben wir was zu feiern!"
"Du hast was zu feiern. Ich habe morgen wichtige Termine und wollte eigentlich früh schlafen gehen."
"Ach komm schon, es muss ja nicht spät werden."
"Also gut, ich ziehe mich nur rasch um."