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Hausputz (2)

Beim Italiener herrschte wie immer buntes Treiben. Obwohl es mitten in der Woche war, zog es viele Leute hierher, denn die hohe Qualität der Speisen war in der ganzen Stadt bekannt. Wir hatten Glück noch einen Tisch zu bekommen, denn ich hatte leider versäumt zu reservieren, was mir einen Seitenblick meiner Frau eintrug.
Ich hielt mein Glas Rotwein in der Hand und schaute zufrieden um mich her. Morgen würde ich erst einmal lange schlafen, gepflegt und ausgedehnt frühstücken und dann vielleicht ein wenig in der Stadt flanieren, ein gutes Buch kaufen, mich zu Hause in den Sessel setzen und lesen. Ein schönes Leben!
"Du könntest morgen eigentlich mal die Fenster putzen. Es ist mal wieder nötig."
Sie sagte das so nebenbei, zwischen zwei Bissen Carpaccio. Ich starrte sie an.
"Was?" stammelte ich.
"Ich sagte du könntest morgen die Fenster putzen. Sie sind schmutzig. Du hast ja jetzt Zeit." Sie aß mit unerschütterlicher Ruhe weiter.
"Ich wollte morgen eigentlich...."
"Mein Gott, nur die paar Fenster. Die anderen Sachen können wir abends machen, zusammen."
Wir hatten sieben Fenster, SIEBEN. Davon waren drei ziemlich groß. Und was meinte sie mit den anderen Sachen? Ich fragte sie.
"Die Böden wischen, die Bäder reinigen, staubsaugen, staubwischen. Solche Sachen halt. Du hast doch nicht etwa angenommen, deine Mitarbeit im Haushalt würde sich in Zukunft auf das gelegentliche Heruntertragen des Mülleimers beschränken?!"

Die leise Drohung war nicht zu überhören. Alle meine Pläne fielen in sich zusammen. Ich sah mich plötzlich nicht mehr im Lehnstuhl sitzen, sondern mit Kittelschürze und Putzeimer mit verhärmten Gesicht den Boden wischen, immer mit der Angst im Nacken, jemand könnte mich sehen. Jetzt ging es um Schadensbegrenzung.
"Aber ich mache auch nicht alles allein!" Ich versuchte einigermaßen forsch zu wirken, aber meine Stimme hörte sich ziemlich dünn an.
"Das brauchst du ja auch nicht. Morgen geht es nur um die Fenster. Und um das Bad, das könntest du auch machen, den Rest mache ich morgen abend, wie immer."
Die Fenster und das Bad, was soll denn da noch für ein Rest bleiben? Ich machte einen kläglichen Versuch.
"Das Bad auch, du hast doch gesagt, ich soll nur die Fenster..."
"Für beides brauchst du höchstens zwei Stunden. Das ist alles. Dann hast du immer noch über sechs Stunden für dich allein und kannst machen, was du willst."
Da war ich anderer Meinung, ich glaubte nicht einmal, dass man die Fenster, alle sieben, auch nur an einem einzigen Tag putzen konnte. Und dann auch noch das Bad, das ganze Bad! Dusche, Klo, Wanne, Waschbecken, alles! Wie konnte sie mir das antun? Ich schlüpfte in die Opferrolle.
"Also schon, wenn du es willst. Ich werde es tun, und wenn ich bis in die Nacht hinein schuften muss."
"Du wirst es schon schaffen." Sie tätschelte meine Hand, eine Hand, die vielleicht schon in wenigen Wochen rot und rissig war.

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