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Ich trinke gern. Ich mag dieses Gefühl, wenn der Geist sich weitet und Gedanken in die Reichweite meines Bewußtseins gelangen,
die ich sonst nicht habe, die sonst verloren sind. Es ist ein schönes Gefühl, ein Gefühl der Überlegenheit. Manche behaupten
zwar, ich tränke zu viel, aber man sehe sich nur die Leute an, die das sagen. Leute, deren Geist so eingeschränkt ist, dass es
nur für bloßes Funktionieren reicht.
Zu viel, wenn ich das schon höre! Bin ich etwa ständig betrunken? Nein! Ich nehme nur so viel Alkohol zu mir, wie es für das
Erweitern meines Geistes notwendig ist. Nicht mehr.
Ich bin schließlich kein haltloser Säufer, ich kontrolliere meinen Konsum,
und das schon seit einigen Jahren! Aber da kommen die Leute und sagen: "Findest Du nicht, dass Du ein bißchen zuviel trinkst?".
Lächerlich! Sie wissen nichts, gar nichts. Scheuklappen-Menschen. Wenn man nicht so ist, wie sie sich das vorstellen und wie
sie es von einem erwarten, gerät man leicht in die Ecke des verkannten Genies, des Abtrünnigen, des gefährlichen Unruhestifters.
Das alles hat nur den Zweck, einen Menschen, der ihnen überlegen ist, mit Gewalt in die große Masse der Mitläufer zu pressen.
Man muß stark sein, um ihnen zu entkommen, stark genug, um die Einsamkeit des Adlers zu ertragen, der hoch in der Luft seine
Kreise zieht und mit Verachtung auf die krabbelnde Welt unter ihm blickt.
Wenn ich trinke, dann spüre ich diese Stärke, dann erkenne ich, dass ich zu Höherem geboren bin, als nur durch tägliche Knochenarbeit einen
Firmenbesitzer reicher zu machen. Das habe ich lange genug getan. Früher.Aber als mein Chef merkte, dass ich ihm überlegen bin,
suchte er Gründe, um mich rauszuwerfen.
Natürlich fand er sie auch. Er betrachtete mein intensives Nachdenken als Nichtstun, die flexible Gestaltung meiner Arbeitszeit
als Zuspätkommen und unentschuldigtes Fehlen, meine Ratschläge an Mitarbeiter als Aufrührerei und meine Ratschläge an ihn selbst
als unloyales Verhalten.