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Aber einen, der sich Gedanken macht, der eine gewisse geistige Überlegenheit an den Tag legt und sich deshalb zwangsläufig zum Mittelpunkt machen muß, den
wollen sie nicht. Kein Wunder, dass die Menschheit nur so schwerfällig vorankommt: der Dumme paart sich mit dem Dummen. Die Erkenntnis,
dass es Drogen gibt, Hilfsmittel, die den Geist weiten können, bleibt ihnen verschlossen. Sie trinken, wenn überhaupt, nur um des
Trinkens willen, weil es die anderen auch tun und weil es eben schick ist. Sie kämen niemals auf die Idee, zu trinken, um sich zu
erhöhen. Sie bleiben lieber da, wo sie sind, im Morast oberflächlicher Empfindungen. Sollen sie doch! Jeder wie er will und kann.
Aber dass man jemanden verunglimpft, der sich durch Alkohol aus diesen Tiefen herauswinden will, der sich aufschwingen will zu
den Möglichkeiten des menschlichen Geistes, ist ein Zeichen des Neides. Blanker Neid, sonst nichts! Alle Menschen sind gleich,
so ein Blödsinn! Es gibt die Erkennenden und die Dumpfen, so war es und so wird es immer bleiben. Die Folge dieser Belästigungen
und Beleidigungen war, dass ich mich mehr und mehr von den Menschen absonderte. Ich behielt meine Gedanken eben für mich und gab
keine Ratschläge mehr. Ich komme auch sehr gut alleine klar, viel besser sogar. Ich rede mit niemandem mehr und niemand redet mit
mir, so kann ich mich ganz auf meine Vervollkommnung konzentrieren. Sollen die Leute doch über mich tuscheln, heimlich, auf der
Treppe. Sie wissen nichts, gar nichts wissen sie! Ich bin stark, ich bin noch stärker geworden in den letzten Jahren. Unbemerkt
von den Menschen.
Heute endlich werde ich eine Metamorphose meines Geistes erleben, ich werde eine weitere Stufe erklimmen, ich werde die Körperlichkeit
ganz abstreifen. Mein Geist ist zu stark für meinen Körper geworden, ich spüre die Schwäche meines Fleisches zu deutlich, um mich
noch auf meine Aufgabe konzentrieren zu können. Der Körper wehrt sich, er spuckt Blut, er schmerzt, er fällt. Mein Geist muß
sich aus dieser Hülle befreien, wenn er sich weiterentwickeln will.
Das war mir natürlich schon immer klar; ich habe nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Die Tabletten liegen bereit, während
vieler Arztbesuche gesammelt, und wenn mein Hauswirt heute abend kommt, wird er eine Überraschung erleben! Räumungsklage, ha!
Nur ein weiterer Knüppel, den man mir zwischen die Beine werfen will. Aber es wird nicht gelingen, diesmal wird es nicht gelingen.
Wenn er die Tür aufbricht und hereinkommt, werde ich im Sessel sitzen, tot, und ich werde ihn angrinsen, hämisch und überlegen.
Dann wird er wissen, dass ich ihn besiegt habe. Ich habe alle besiegt, alle!
(c) Bernd Walf